Nach unserer heutigen Tour auf der Nagold schoss ich ein Foto, welches für mich einen starken Symbolcharakter besitzt. Kajaker und Stechpaddler bewegen sich oftmals in zwei komplett unterschiedlichen "Bubbles". Schon bei einigen Paddelkursen erlebte ich, wie eher das Trennende, anstatt das Verbindende betont wird. Zwar meist mit einem Augenzwinkern, doch schon auch aus einem ernstgemeinten Selbstverständnis heraus. Schlussendlich wird hier jedoch nichts anderes abgebildet, was wir in vielen Bereichen unserer Gesellschaft sonst auch beobachten können. Sehr stark fällt mir dieses Phänomen in den Sozialen Medien, speziell in Facebook auf. Mein Eindruck ist, Facebook verleitet dazu, besonders schnell und leichtfertig Zement anzurühren, um andere Menschen in eine Schublade einzubetonieren. Natürlich gibt es Ausnahmen, keine Frage. Schweitzer und Von Schlippe würden das was hier passiert, möglicherweise "Symmetrische Beziehungsprozesse" nennen. Täglich diesen Mechanismus zu beobachten, fasziniert mich einerseits, es löst die meiste Zeit jedoch Kopfschütteln bei mir aus.
Warum schreibe ich diesen Text? Mich erinnerte das Foto "Two worlds, one river" ein wenig an das, was wir in der Systemischen Erlebnispädagogik tun.
In der Systemischen Erlebnispädagogik fragen wir oft nach den Gemeinsamkeiten und dem Verbindenden und richten den Fokus bewusst weg von dem was uns trennt und spaltet. Dabei geht es nicht darum eine rosarote Brille aufzusetzen und Konfliktrealitäten zu verdrängen. Es geht vielmehr darum, Unterstützung anzubieten, um Gräben zu überwinden. Eine Veränderung des Blickwinkels birgt Chancen, Möglichkeiten und kann hilfreiche Brücken bauen.
Wir alle paddeln sinnbildlich den großen Fluss des Lebens hinunter. Die einen mit einem Doppelpaddel, die anderen mit einem Stechpaddel. Die einen bevorzugen Boote für das Wildwasser, die anderen Boote für die zahmen Gewässer. Uns alle treibt jedoch das gleiche Ziel an, irgendwie über der Wasseroberfläche zu bleiben und unbeschadet den Fluss hinunter zu kommen. Ich bin davon überzeugt, dass es lohnenswert ist, genau diese Brille öfter aufzusetzen.
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